Das Jahr 2022 war von Krisen geprägt: die Covid-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise. Wie können wir zuversichtlich in die Zukunft blicken?
Krisen sind beunruhigend, sie verunsichern und verursachen viel Leid. Sie bieten aber auch Chancen. So hat uns die Coronakrise zum Beispiel gelehrt, pragmatische Lösungen zu finden, wenn man praktisch bei null beginnen muss. Bleiben wir neugierig, engagiert und flexibel. Und vor allem bleiben wir solidarisch, damit alle Menschen in unserem Land die gleichen Chancen haben. In einer von Krisen geprägten Welt ist der gesellschaftliche Zusammenhalt entscheidend. Wir müssen darauf achten, dass niemand vergessen geht.
2023 ist die Schweiz Mitglied im UNO-Sicherheitsrat. Auf welche Themen wird sie den Schwerpunkt legen?
Die Schweiz nimmt auf der internationalen Bühne einen wichtigen Platz ein, nicht zuletzt dank Genf. Die Schweiz muss weltoffen bleiben und sich weiterhin für Multilateralismus und Demokratie einsetzen. Diese werden derzeit zunehmend in Frage gestellt. Die grossen Probleme, wie die Armut oder der Klimawandel, können nur gemeinsam gelöst werden. Die Schweiz wird ihr humanitäres Engagement und ihre friedensfördernden Aktivitäten fortsetzen. Auch der Schutz der Zivilbevölkerung wird eine unserer Prioritäten sein.
Wie findet man sich in einer Welt zurecht, in der sich alles so schnell verändert?
Wir müssen an dem festhalten, was unser Land ausmacht. Die Schweiz war schon immer lernfähig und innovativ. Sie baut auf starke Institutionen. 2023 feiern wir das 175-jährige Jubiläum unserer Verfassung. Wir müssen weiterhin für unsere Diskussionskultur einstehen, für unsere Fähigkeit zum Kompromiss und für unsere Demokratie.